Interview mit Miriam Büxenstein

Die Liuba Galerie ist eine zeitgenössische Kunstgalerie mit Massagen, ein Experimentierort für alle Sinne. Mit all unseren Sinnen erfassen, begreifen und erleben wir die Welt und genau deshalb genießen wir Kunst. Liuba bringt Kunst und Körper auf unterschiedlichsten Ebenen zusammen und ermöglicht dadurch ein einmalig anderes Kunst- und Körpererlebnis.

Hallo Miriam, erzähl uns doch von deiner Gründung:

Miriam Büxenstein: Ich habe im März 2021 mitten in der Pandemie eine zeitgenössische Kunstgalerie für alle Sinne mitten in der schönen Lübbenauer Altstadt gegründet. Bei der Liuba Galerie steht das sinnliche Kunsterlebnis im Mittelpunkt. Das bedeutet: Zu den (über)regional relevanten thematischen Ausstellungen wird jeweils eine eigene Massageform kreiert, die sich sinnlich und technisch in das aktuelle Gesamtkonzept einfügt. Komplexe Themen werden auf ihre multisensorischen und emotionalen Komponenten heruntergebrochen und durch spielerische Mitmachinstallationen erlebbar gemacht. Neben Kunstverkauf und Massagen bin ich noch als Grafik- und Webdesignerin und als Beraterin tätig. Das hat mir in den geschlossenen Monaten finanziell Luft verschafft. Die Kombination aus Kunst und Körper ist deutschlandweit einmalig.

 

Welche Erkenntnisse hast du aus dem ersten Jahr gewonnen?

Miriam Büxenstein: Zunächst bin ich sehr stolz darauf, dass ich das erste Jahr wirtschaftlich durchgekommen bin mit ganz anderen Fixkosten als zuvor, als Digitalnomadin. Es war tatsächlich ein großer Wandel plötzlich an einem festen Ort mit Öffnungszeiten und mit haptischen Produkten zu arbeiten. Da kamen ganz neue Fragen auf zur Instandhaltung, Versicherung, Lagerung und Logistik. Kunst erzeugt sehr hohe Kosten, die wirtschaftlich kaum lukrativ sind. Zudem ist der Kunstmarkt in der Lausitz ist wenig professionalisiert, ein Verständnis für den Wert von Kunst kaum vorhanden. Kunst wird viel zu günstig verkauft, Ausstellungen kostenlos und unversichert gehangen/konzipiert, die größte Aufmerksamkeit erzeugen kostenlose Malkurse und Landschaftsbilder. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich vermutlich einen gemeinnützigen Verein oder eine Genossenschaft gründen, um weiterhin meinen ästhetischen und gestalterischen Ansprüchen treu bleiben zu können. Als wirtschaftliches Kunstunternehmen stoße ich häufig auf Unwissenheit und muss meine Dienstleistung rechtfertigen und erklären, da nicht einmal das Berufsbild bekannt ist. Ich werde so gut wie jeden Tag gefragt, ob ich die Werke selbst gemalt habe (lach). Es gibt noch einen weiteren Faktor, der mich im vergangenen Jahr aus der Bahn geworfen hat. Ich bin schwanger geworden und die drei bis sechs Monate, die man im besten Fall Pause machen sollte, können sehr schwer finanziell ausgeglichen oder überbrückt werden in den ersten Gründungsjahren.

Welche Konsequenzen ziehst du daraus?

Miriam Büxenstein: In erster Linie wollte ich meine Träume und Ansprüche nicht verlieren und das multisensorische Kunsterlebnis weiterhin in den Mittelpunkt meiner Tätigkeiten stellen. Außerdem will ich es mir beweisen, dass ich es in einem der informellsten Märkte und schwierigsten Region schaffen kann. Ich will mich nicht damit abfinden, dass kulturelle Bildung und Dienstleistungen nicht wirtschaftlich erfolgreich funktionieren können. Deshalb stelle ich mich in folgenden Bereichen besser auf. Erstens fördere ich die klare Wertkommunikation und entwickle klare Prozesse.
Ich kann jedem Kunden genau und transparent vorrechnen wie die Preise entstehen. Zudem habe ich mich endlich an den ganzen Komplex der rechtlichen Rahmenbedingungen herangewagt und klare Vorgaben, Regeln und Verträge aufgesetzt. Für ein gelungenes Wachstum habe ich alle Prozesse digitalisiert und strukturiert, sodass ich schon jetzt ein einigermaßen solides Qualitäts- und Risikomanagement habe. Durch regelmäßige Buchhaltung habe ich die Finanzen immer im Blick. Früher habe ich davor lieber auch mal die Augen verschlossen und nur an die Idee geglaubt. Ich bin eben auch nur eine Kreative (lach).

Liuba Galerie
kurz gefasst!

Bilder: Miriam Büxenstein

Zweitens baue ich das digitale Angebot aus. In der Schwangerschaft werde ich nicht so viel vor Ort sein können und auch das andere Zielsegment online ist für meine strategische Weiterentwicklung wertvoll. Neben dem Onlineshop setze ich auch auf Unternehmen, als Schnittstelle zu meiner bisherigen Unternehmensberatung. Kunstmiete ist ein wachsender und sehr interessanter Markt, den ich mit Konzept- und Kulturentwicklung sowie Innovationsmanagement anreichern möchte. Bisher gibt es viele vereinzelte Anbieter. Ich möchte über die Anbindung an eine intuitive Werkverzeichnisapp für Künstler:innen eine breitere Masse erschließen, sodass die Unternehmen auf einen großen Kunstkatalog Zugriff erhalten. Das Produkt befindet sich in der Forschungs- und Entwicklungsphase und wird hoffentlich bis Juli 2022 spruchreif.

Drittens werde ich auf einen Kunstladen vor Ort setzen. Da ich das Zielpublikum in Lübbenau analysieren konnte, setze ich weiterhin auf Erlebnistourismus, aber auch auf lokale und preiswerte Kunst- und Wellnessprodukte (bis 300€). Einer der Ausstellungsräume wird in einen hochwertigen Kunstladen umgewandelt mit ausgewählten und qualitativ hochwertigen Editionen, Drucken und künstlerischen Kleinigkeiten und Wellnessutensilien, die ich für die jeweiligen Kunstmassagen genutzt habe. In Planung sind auch kleinere Kunst- und Wellnessreiseangebote.

Nicht zuletzt muss ich für diese erheblichen Entwicklungen auch bei Beratung und Design klarere Prioritäten setzen und mein Wertangebot noch klarer sichtbar werden lassen. Deshalb bin ich gerade dabei meine Werbekommunikation etwas anzupassen. Die neue Website geht demnächst online, die Flyer und weitere Marketingmaßnahmen habe ich komplett angepasst.

»Vielleicht sind Startups in der Lausitz noch nicht der fette Investment Case, aber durch den Strukturwandel richtet sich derzeit viel Aufmerksamkeit in die sich transformierende, geförderte Region.«

Miriam Büxenstein

Du hast deinen Lebensmittelpunkt nach Lübbenau verlegt. Aus welchen Gründen bist du dorthin gezogen und welche Vorteile siehst du für Gründer*innen in der Region?

Miriam Büxenstein: Es gibt einen klaren Vorteil: der Standort ist schon ein Alleinstellungsmerkmal. In einer Stadt wäre ich eine von vielen Galerien, hier bin ich eine von wenigen. Die Region ist touristisch hervorragend erschlossen, die Altstadtlage ist exzellent und die Stadt erlebt derzeit einen Wandel in der touristischen Zielgruppe. Immer mehr wohlhabendes Publikum verschlägt es regelmäßig in den schönen Spreewald.

Was kannst du anderen Gründer*innen auf dem Weg geben, die auch eine Idee in der Region verwirklichen wollen?

Miriam Büxenstein:Macht es einfach! Gründen ist immer anstrengend, es wird nie wirklich einfacher und jeder Standort hat Vor- und Nachteile. Ein großer Vorteil an der Region ist das ausgeprägte kostenlose Beratungsangebot und viele unterstützende Einrichtungen. Vielleicht sind Startups in der Lausitz noch nicht der fette Investment Case, aber durch den Strukturwandel richtet sich derzeit viel Aufmerksamkeit in die sich transformierende, geförderte Region. Sucht euch die richtigen Netzwerke, denn gemeinsam schaffen wir Gründer*innen es sichtbarer zu werden und ein prosperierendes Ökosystem zu entwickeln.

Interview geführt im Januar 2022 mit Roman Tauber

Bild und virtuelle Tour: Miriam Büxenstein, Liuba Galerie

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